Ostererinnerungen

Wir sind wieder zu Hause, zurück aus der Helenenquelle, gerade noch ohne Schwierigkeiten - Corona war auch hier das Thema des Tages. Ostern steht vor der Tür. In Bad Wildungen erfreuten wir uns an den bereits mit Frühlingsblühern liebevoll angelegten Blumenbeeten. Voller Pläne und Tatkraft wollte ich das Osterfest auch bei mir zu Hause wie gewohnt mit der Familie gestalten, aber daraus wurde nichts. Corona machte mir einen Strich durch alle Planungen. Stattdessen verbringe ich als achtzigjährige Risikopatientin bei einem Osterwetter wie aus dem Bilderbuch, bei herrlichem Sonnenschein und einer sich täglich verändernden Natur die Stunden allein auf meinen Lieblingsplätzen, tanke Vitamin D, denke an den Rest der Familie, an früher und wie die Osterfeste mit den Kindern waren.

Mit Schmunzeln denke ich an die vielen kleinen erlebten Begebenheiten. Glücksgefühle und Dankbarkeit empfinde ich, dass ich das hatte. Da gibt es keinen Platz für Hängenlassen in Einsamkeit und Alleinsein. Ostern mit Kindern macht besonderen Spaß, nicht nur den Kindern, sondern auch den Eltern. Wir fühlten uns besonders gefordert, unsere beiden schon etwas älteren Töchter, die natürlich nicht mehr an den Osterhasen glaubten, in Zwiespalt zu bringen. So war zum Beispiel ein Osterspaziergang mit Eiersuche im Grünen geplant. Karfreitag fing es an zu schneien, Sonntag früh lagen zehn Zentimeter Schnee. Also blieb als einzige Alternative Eiersuchen in der Wohnung. Gefiel uns aber als Eltern gar nicht!

Da kam unserem Papa eine herrliche Idee, was sich in seinem lachenden Gesicht widerspiegelte. Mit den Worten Pass auf, denen zeigen wir's holte mein Mann Samstag abends eine lange Schaufel. Fragend guckte ich ihn an, als er die Balkontüre öffnete, ein Osternest auf die Schaufel und sich auf den Bauch legte, die Schaufel, ohne den Schnee zu tangieren, weit hinaushebelte und das Nest vorsichtig abgleiten ließ. So verfuhr er auch mit dem zweiten Nest. Dann drückte er mit einem Rührlöffel aus Holz so etwas Ähnliches wie Hasenspuren in den Schnee. Wir hatten einen riesen Spaß dabei. Am nächsten Morgen suchten die Töchter in der Wohnung vergeblich nach ihrem Osternest. Unser Argument „Ihr glaubt doch sowieso nicht mehr an den Osterhasen“ wollten sie nicht akzeptieren. Erst zur Mittagszeit hörten wir plötzlich einen Aufschrei: „Mama, Papa, guckt mal auf den Balkon, das glaubt ihr nicht!“ Sprachlos und fragend standen beide da, sahen die Hasenspuren zu den Nestern und keine menschliche Spur. Ich glaube, bei beiden kam ihre Osterhasenungläubigkeit für längere Zeit ins Wanken. Jahre später wurden wir gefragt, wie wir das gemacht hätten.

Gislinde Bock

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