Von Profi­sportlern lernen

Bewegung als Therapie

Profisportler machen es vor: Ein hohes Trainingspensum aus Koordination, Kraft-, Sprint- und Ausdauereinheiten – die Handballdamen der HSG Bad Wildungen Vipers haben sich im Rahmen eines Trainingslagers intensiv auf die anstehenden Herausforderungen der aktuellen Saison vorbereitet. Durch die Unterstützung der Zeiss-Kliniken konnten die Spielerinnen an ihrer allgemeinen Fitness sowie nachhaltigen Gesundheit arbeiten, um gut vorbereitet in die anstehenden Spiele gehen zu können. Eine gute Vorbereitung ist folglich der Grundstein für eine langfristige Gesundheit und Fitness. Dieser Aspekt trifft jedoch nicht nur auf Profisportler zu, sondern ist auch die Voraussetzung für Wohlbefinden und ein gutes Lebensgefühl jedes Menschen im Alltag, denn ein selbstständiges und selbstverantwortliches Leben bis ins hohe Alter führen zu können, ist einer unserer größten Wünsche. Viele ältere Menschen schauen manchmal bewundernd auf gleichaltrige Personen, die sich ihres Lebens scheinbar ohne große gesundheitliche Einschränkungen erfreuen, während sie selbst mit Beschwerden und Krankheiten zu kämpfen haben. Wie wichtig unser Lebensstil zur Erfüllung dieses Wunsches ist, wurde in den letzten Jahren in zahlreichen Studien belegt. Ernährung, Bewegung, Vermeiden von Umwelt- und sogenannten Genussgiften, regelmäßige Entspannung und gesunder Schlaf – all diese Faktoren haben entscheidenden Einfluss auf unsere körperliche und geistige Fitness. Ebenfalls können sie das Risiko für das Auftreten vieler Krankheiten senken.

Wenig ist gut, mehr ist besser

Ob Diabetes, Bluthochdruck, Rückenschmerzen, Arthrose, Schlaganfall, Herzinfarkt oder Krebs- und Nervenerkrankungen, Übergewicht, Demenz und Angsterkrankungen – ein regelmäßiges körperliches Training kann dem Auftreten vieler Erkrankungen vorbeugen: das nennt man Prävention. Aber auch bereits erkrankte Menschen profitieren durch die gezielte Bewegung und das langfristige Training, denn für den Verlauf einer Erkrankung kann regelmäßige Bewegung genauso wichtig sein wie die Einnahme von Medikamenten – in manchen Fällen sogar wichtiger.

„Leben ist Bewegung“ – Dr. Andrew Taylor Still

Dieses Zitat stammt von Dr. Andrew Taylor Still, dem Begründer der Osteopathie, und trifft die Bedeutung der Bewegung im täglichen Leben auf den Punkt, denn unser Körper ist dafür gemacht, sich zu bewegen. Unsere Organe, unser Stoffwechsel sowie unser Immunsystem – alle Körperfunktionen laufen erst mit einem regelmäßigen körperlichen Training optimal ab.


Was löst Bewegung in unserem Körper aus?

Unser Körper passt sich an den Umfang und die Art der körperlichen Aktivität an. Je nachdem, wie wir unseren Organismus beanspruchen, nimmt die Leistungsfähigkeit zu oder ab. Dabei ist vor allem die richtige Dosierung entscheidend: Eine ausreichend hohe und lange Belastung löst Anpassungsvorgänge in unseren Organen aus. Wird der Körper hingegen nicht genügend belastet, werden Abbauprozesse eingeleitet. Deutlich zu sehen sind diese Prozesse anhand eines gebrochenen Beins, welches über mehrere Wochen eingegipst werden muss und nicht mehr bewegt werden kann. Die betroffene Beinmuskulatur wird in diesem Rahmen deutlich dünner und schwächer. Sobald das Bein wieder belastet werden kann, passt sich die Muskulatur den erhöhten Anforderungen an und nimmt erneut an Masse und Kraft zu. Durch gezieltes Training kann dieser Aufbau auch schneller erfolgen. Ist jedoch die Motivation zu hoch, kann dies auch ins Negative umschlagen, denn als Folgen eines zu hohen Trainingspensums drohen Muskel-, Sehnen- und Gelenkverletzungen. Für die Erstellung eines optimalen Trainingsprogramms – angepasst an die körperliche Leistungsfähigkeit und mögliche Erkrankungen – ist es empfehlenswert, einen Sportmediziner miteinzubeziehen, denn die Sportmedizin ist nicht nur für den Profisport gedacht. Gerade Menschen mit schwerwiegenden Erkrankungen sollten eine sportmedizinische Beratung und Leistungsdiagnostik vor Aufnahme intensiver sportlicher Betätigungen durchführen lassen. Das Ziel dabei ist es, zu erfahren, welche Sportarten mit welcher Intensität als sinnvoll erachtet werden.

Bewegung wirkt ganzheitlich

Die Körpersysteme funktionieren folglich nur richtig, wenn sie ausreichend beansprucht werden. Wie sich Bewegung auf den gesamten Organismus auswirkt, zeigen die folgenden Beispiele:

Der Bewegungsapparat

Unser Bewegungsapparat besteht aus Muskeln, Sehnen, Bändern, Knochen und Gelenken. Ihr Zusammenspiel sorgt für die richtige Körperhaltung und ermöglicht Bewegungen. Muskeln passen sich aufgrund ihrer besseren Durchblutung und eines schnelleren Stoffwechsels rascher an Belastungen an als Sehnen, Bänder, Knochen oder die Gelenkknorpel. Eine kräftige Muskulatur erfüllt daher eine wichtige Stützfunktion und entlastet besonders Knie- und Schultergelenke sowie Hüfte und Wirbelsäule. Körperliche Aktivitäten mit geringer Kraftbelastung, jedoch längerer Dauer verbessern den aeroben Energiestoffwechsel und erhöhen die Ausdauerleistung. Bewegungen mit hoher Kraftbelastung und kurzer Dauer dagegen lösen ein Muskelwachstum aus und erhöhen die Kraftleistung. Das Üben von Bewegungsabläufen verbessert darüber hinaus das Zusammenspiel der Muskeln (die Koordination) und hilft dabei, Alltagsbewegungen sicherer zu absolvieren. Des Weiteren werden ebenso die Knochendichte und damit auch ihre Stabilität sowie die Belastbarkeit der Gelenke erhöht.

Das Herz-Kreislauf-System

Das Herz-Kreislauf-System setzt sich zusammen aus dem Herz, den Blutgefäßen sowie dem Blut. Es ist das Transportsystem des Körpers, welches jede einzelne Körperzelle mit lebenswichtigen Stoffen versorgt. Über das Blut gelangen Nährstoffe, Hormone und die Abwehrzellen des Immunsystems zu ihren Zielen. Das Herz gibt dabei als Pumpe den Takt vor, in dem das Blut in den Blutgefäßen zirkuliert. Bei körperlicher Aktivität passt das Herz seine Frequenz (bis zu 200 Schläge pro Minute) und die transportierte Blutmenge an die erhöhten Bedürfnisse an. Auf diese Weise kann das Blut bis zu fünfmal pro Minute umgewälzt werden, wodurch das Blut rascher fließt und mehr Sauerstoff an die Muskelzellen liefert.

„Studien an 80- bis 90-Jährigen zeigen, dass die Muskelmasse nach sechs Monaten Training auch im höheren Alter um bis zu 30 Prozent zunehmen kann.“

Die Atmung

In der Lunge kommt es zum Gasaustausch zwischen Luft und Blut. Beim Einatmen wird Sauerstoff aufgenommen und beim Ausatmen Kohlendioxid abgegeben. Die Lunge funktioniert dabei wie ein Blasebalg, der durch die Atemmuskulatur
bewegt wird. Pro Atemzug (etwa 12 bis 18 Atemzüge pro Minute) wird in Ruhephasen rund ein halber Liter Luft ein- oder ausgeatmet. Unter körperlicher Belastung steigt diese Menge auf bis zu 3 Liter und die Atemfrequenz auf 40-50 Atemzüge pro Minute an. So strömen in Ruhephasen 6-9 l/min und im Training bis zu 150 l/min durch die Lungen.

Aquagymnastik – Ganzkörpertraining

Zu den sanftesten und gleichzeitig effektivsten Sportarten gehört die Wasser- oder Aquagymnastik. Aufgrund des Auftriebs des Wassers werden die Gelenke, Sehnen und der Rücken bei Kraft- und Konditionsübungen geschont, während die Muskulatur und das Herz-Kreislauf-System effektiv gekräftigt werden.

Besonders ältere Menschen, die aufgrund bereits vorhandener schmerzhafter Bewegungseinschränkungen sportliche Betätigungen meiden, können von dem gelenkschonenden Training im Wasser profitieren. Dennoch sollte auch bei der Aquagymnastik das Training auf die individuelle körperliche Belastungsfähigkeit des Körpers abgestimmt sein. Hierzu werden in der Helenenquelle Gruppen mit unterschiedlichen Belastungsstufen angeboten.

Laura Vasilescu

Die 30-jährige rumänische Handballspielerin steht mitten im Leben: vormittags geht die ausgebildete Sporttherapeutin ihrem Beruf im Gesundheitszentrum Helenenquelle nach – nachmittags steht der Profisport auf dem Programm. Die Rückraumspielerin begeistert Zuschauer wie auch Trainerin bereits in ihrer dritten Spielzeit in Bad Wildungen. Als „die wohl beste Saison“ bezeichnete Coach Tessa Bremmer die vergangene Saisonleistung, die sie als Torschützenkönigin abgeschlossen hat. Das Gleichgewicht zwischen Beruf und Sport sowie der Umgang mit Menschen ließ Laura Vasilescu in Bad Wildungen heimisch werden.

Petra Nagy

Das Handballnachwuchstalent aus Ungarn hat sich zu einem Leistungsträger für das Bad Wildunger Bundesligateam entwickelt. Mit einem stetigen Lächeln auf den Lippen und ihrer positiven Ausstrahlung ist sie nicht nur bei den handballbegeisterten Fans, sondern auch bei den Gästen in der Helenenquelle beliebt, denn neben dem Profihandball übt die gelernte Masseurin täglich ihren Beruf im Gesundheitszentrum aus. Im Rahmen der therapeutischen Behandlungen überzeugt sie nicht nur durch ihre fachlichen Kompetenzen, sondern auch im Umgang mit den Patienten sowie dem Verständnis für die alltäglichen Anliegen.

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