Wenn der Rücken zur Qual wird

Schmerz vorbeugen und chronische Beschwerden lindern

Ein stechender Schmerz im Rücken oder das Zwicken an den Lenden, das sind Beschwerden, unter denen fast jeder früher oder später leidet. Hinter diesen akuten Rückenschmerzen verstecken sich oftmals Muskelverspannungen. Kurzfristig verschwinden die Beschwerden in den meisten Fällen wieder, allerdings ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sie jederzeit wiederkehren können. Aus diesem Grund sollte die Ursache der Rückenschmerzen untersucht werden, um etwas dagegen zu unternehmen, denn oftmals sind die alltäglichen Lebensgewohnheiten schuld an den Problemen mit dem Rücken. Der Rücken kann zur Qual werden, wenn der Schmerz nicht von allein abklingt oder sich sogar noch verschlimmert.

Anatomie und Funktion

Um die Ursache von Rückenschmerzen erfassen zu können, muss man sich mit dem Aufbau und der Funktion der Wirbelsäule befassen. Die Wirbelsäule ist wesentlich für einen aufrechten Gang und verleiht Stabilität bei gleichzeitiger Beweglichkeit. Weiterhin dämpft sie Stoßbelastungen beim Gehen und Laufen und schützt Rückenmark sowie Nerven. Sie besteht aus 24 Wirbeln (Hals-, Brust-, Lendenwirbel), Kreuz- und Steißbein sowie aus Bändern, Sehnen, Muskulatur und Bandscheiben. All diese Strukturen können dabei für den Rückenschmerz verantwortlich sein, und daher ist es verkehrt, den Rücken lediglich auf Wirbel und Bandscheiben zu reduzieren.

Ursachen

Im Wesentlichen liegt die Ursache für die Entstehung von Rückenschmerzen an Fehlhaltungen und Bewegungsmangel. Durch die zunehmende Spezialisierung im Berufsleben ist man gezwungen, wiederkehrende Bewegungsabläufe oder Haltungspositionen einzunehmen. Die fehlende Abwechslung führt zu einer übermäßigen Beanspruchung der Wirbelsäule. Im Laufe der Zeit können so dauerhafte Fehlentwicklungen im Bereich der Wirbel, der Bandscheiben oder der Muskulatur die Folge sein. Verantwortlich für Rückenschmerzen im Alter ist oftmals Arthrose im Bereich der Wirbelsäule. Arthrose ist eine chronisch degenerative Erkrankung der Gelenke. Ihre Ursache ist vielfältig und kann durch Fehlhaltungen (zum Beispiel Hohlrücken, Buckelbildung oder Steilstellung der Wirbelsäule), Überlastungen durch Übergewicht, falsche Ernährung, Verletzungen oder falsches Training frühzeitig auftreten.

Arten von Rückenschmerzen

Rund 95 Prozent der Rückenbeschwerden sind sogenannte „unspezifische Rückenschmerzen”. Die Ursachen sind vor allem schmerzhafte Verspannungen in der Muskulatur oder neuromuskuläre Verkrampfungen um ein Wirbelgelenk. Bei diesen Ursachen wird eine ernsthafte Erkrankung ausgeschlossen, und die Beschwerden verlieren sich häufig auch ohne Behandlung innerhalb von vier Wochen. „Spezifische Rückenschmerzen” treten dagegen nur bei drei bis fünf Prozent der Betroffenen auf. Hier ist von einer ernst zu nehmenden Schädigung der Nervenwurzel auszugehen. Bei neurologischen Beschwerden verhindert eine rasche Diagnosefindung und Therapieeinleitung mögliche Folgeschäden.

Therapieansätze

Bettruhe ist bei akuten Rückenbeschwerden nicht empfehlenswert. Den Betroffenen empfiehlt es sich, körperlich aktiv zu bleiben. Langes Sitzen, Stehen, Heben sowie Vor- und Rückwärtsbeugen der Wirbelsäule sollten vermieden werden. Unterschiedliche Therapiemaßnahmen können sich positiv auf Dauer und Verlauf der Schmerzen auswirken.

Physiotherapie

Aktive, gezielte Bewegungen stehen an erster Stelle der Behandlungsmöglichkeiten von Rückenschmerzen. Entsprechende Übungen werden im Rahmen von „Krankengymnastik” erlernt und sollten auch zu Hause durchgeführt werden. Dabei werden verkürzte Muskeln gedehnt und schwache gekräftigt. Ein Schwerpunkt liegt in diesem Rahmen auf der Rumpfmuskulatur. Sportliche Aktivitäten zur Kräftigung der Rückenmuskulatur – wie zum Beispiel Rückenschwimmen – sind bei „unspezifischen Rückenschmerzen” oftmals erlaubt.

Medikamente

Bei starken Schmerzen ist der Einsatz von Medikamenten häufig nicht vermeidbar. Kurzfristig helfen die klassischen Schmerzmittel wie Paracetamol oder Ibuprofen. Sollte dies nicht ausreichen, folgt eine ärztlich überwachte Schmerzmedikation mit Muskulatur entspannenden oder entzündungshemmenden Medikamenten. Bei Reizungen und Entzündungen der Nervenwurzeln bewirkt eine gezielte Injektion eines Betäubungsmittels direkt an den Nerven meist Linderung.

Physikalische Maßnahmen

Unter den Begriff „Physikalische Therapie“ fallen Anwendungen wie Elektrotherapie („Reizstrom“), Ultraschall, Wärme- und Kältetherapie sowie Massageanwendungen. Die wohltuende Wirkung von Wärme auf muskuläre Verspannungen kann auch als Hausmittel angewendet werden. Die Verbesserung der Beschwerden erfolgt dank einer verstärkten Durchblutung der Haut, des Bindegewebes und der Muskulatur. Dadurch werden ebenfalls die Stoffwechselvorgänge angeregt, die zur Schmerzlinderung beitragen.

Osteopathie

Die Osteopathie ist ein Verfahren, bei dem der Therapeut funktionelle Störungen im Körper behandelt. So können im Bereich der Wirbelsäule Fehlhaltungen, Blockaden oder Muskelungleichgewichte ermittelt werden, die wiederum ursächlich für Rückenschmerzen sein können. Mit sanften Techniken werden die gestörten Funktionen erkannt und die regulierenden Selbstheilungskräfte des Körpers aktiviert. Dabei steht die Ursachenforschung im Mittelpunkt. Nur eine gezielte Ausrichtung von Körper, Geist und Seele kann dauerhaft Beschwerden lindern.

Akupunktur

Die Akupunktur kommt aus der chinesischen Medizin. Über die Reizung von genau definierten Punkten mittels dünner Metallnadeln wird der Energiefluss im Körper beeinflusst. Dadurch lösen sich muskuläre Verspannungen, und die Schmerzen nehmen ab. Die Wirksamkeit der Akupunktur zur Behandlung von Rückenschmerzen gilt offiziell als bestätigt. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen bei chronischen Beschwerden im Rücken die Kosten für die Anwendung.

Operative Maßnahmen

In Deutschland werden jährlich ca. 100.000 Bandscheibenoperationen durchgeführt. Diese Operationen können bei Ausfallerscheinungen der Nerven wie Lähmungen in Armen und Beinen oder Funktionsstörungen von Blase und Darm notwendig werden. Aber auch starke Schmerzen, die sonst nicht beherrschbar sind, können eine Operation erfordern.

Prävention von Rückenschmerzen

Eine ursächliche Herangehensweise zur Vorbeugung von Rückenschmerzen ist sehr wichtig. Durch regelmäßige Bewegung erreicht man einen Trainingseffekt der Rumpfmuskulatur, der entscheidend für die Stabilität und Mobilität der Wirbelsäule ist. Insbesondere bei Senioren ist auf eine gelenkschonende Betätigung zu achten, um eine zu starke Beanspruchung der Wirbelsäule zu vermeiden. Viele Tätigkeiten im Alltag sind belastend – das Heben schwerer Gegenstände in gebeugter Haltung zum Beispiel drückt auf die Bandscheiben und belastet die Wirbelsäule. Achten Sie darauf, dass Sie zum Heben in die Knie gehen, den Rücken gerade halten, den Beckenboden und die Bauchmuskulatur anspannen. Heben Sie das Gewicht mit der Kraft Ihrer Beinmuskulatur. Der Gegenstand sollte dabei körpernah gehoben und getragen werden.

Das können Sie selbst tun

Regelmäßige Bewegung

Integrieren Sie mehr Bewegung in Ihren Alltag: Gehen Sie kurze Wege zu Fuß, benutzen Sie Treppen statt Aufzüge. Stärken Sie Ihre Rückenmuskeln durch Gehen, Nordic Walking, Radfahren. Bewegungen wie bei Wassergymnastik oder Rückenschwimmen sind ideal.

Fehlhaltungen meiden

Vermeiden Sie, länger als 30 Minuten in einer Körperhaltung zu verharren. Wechseln Sie regelmäßig Ihre Position, stehen Sie auf, strecken Sie sich oder gehen ein paar Schritte. Auch bei längeren Autofahrten sollten Sie auf Ausgleichsbewegungen achten.

Übergewicht vermeiden

Achten Sie auf ein gesundes Körpergewicht. Ihre Gelenke und Ihr Rücken werden durch Übergewicht stärker belastet.

Stress abbauen

Sorgen Sie auch für ein seelisches Gleichgewicht. Ängste und Sorgen belasten die Seele und haben einen Einfluss auf Körperhaltung und Schmerzwahrnehmung.

Ergonomie

Passen Sie Ihren Arbeitsplatz den Bedürfnissen Ihres Körpers an. Nicht umgekehrt.

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