Die Geschichte der Sperrmauer Edersee

Lernen Sie die Geschichte der Edertalsperre kennen – vom Aufbau über die Zerstörung bis hin zum Wiederaufbau und ihrem heutigen Aussehen.

Die über 100 Jahre alte Edertalsperre wurde in den Jahren 1908 bis 1914 erbaut und sollte primär für die Wasserzufuhr der Weserschifffahrt und des Mittellandkanals in den Sommermonaten genutzt werden. Darüber hinaus dient die Sperrmauer bis heute jedoch auch der Stromerzeugung und dem Hochwasserschutz. Für den Bau der Mauer wurden insgesamt 300.000 Kubikmeter Bruchstein verwendet und über 7,5 Millionen Goldmark aufgewendet. Doch der Aufbau hatte auch eine negative Seite – viele Menschen mussten ihre Heimat verlassen. Die damaligen Dörfer Asel, Berich und Bringhausen sowie drei Gehöfte mussten vollständig verlassen werden, davon waren rund 900 Menschen betroffen. Auch andere angrenzende Ortschaften büßten einen Teil ihrer Äcker, Gehöfte oder Gemarkung ein. Die Bewohner wurden entschädigt, um sich neue Existenzen aufzubauen, und in höher liegende Gebiete oder in bestehende Gemeinden umgesiedelt. Bei einem niedrigen Wasserstand kommen Teile der alten Dörfer wieder zum Vorschein, wie zum Beispiel die Ederbrücke von Asel. Das sogenannte Edersee-Atlantis ist gerade für Touristen ein beliebtes Ausflugsziel im Herbst.

Das Jahr 1943 war ein Katastrophenjahr für die erbaute Sperrmauer. Obwohl die deutschen Talsperren zur damaligen Zeit als unzerstörbar galten, schaffte es ein britischer Ingenieur eine sogenannte Rotationsbombe zu entwickeln, die für einen Angriff auf deutsche Talsperren vorgesehen war. In der Nacht vom 16. auf den 17. Mai 1943 war es dann soweit und die Edertalsperre wurde neben der Möhne-, Sorpe- und Ennepetalsperre von englischen Fliegerverbänden angegriffen. Die ersten zwei geworfenen Bomben richteten noch keinen großen Schaden an, doch die dritte Bombe traf die Mauer direkt und verursachte ein Loch von etwa 70 x 23 Metern. Dadurch stürzte eine Flutwelle von 160 Millionen Kubikmeter Wasser in das Tal und riss alles mit sich. Die Flutkatastrophe kostete 68 Menschen das Leben und sämtliche Existenzen, Gebäude und Brücken wurden zerstört. Ein Denkmal für die Opfer der Fluten steht heute in dem Dorf Affoldern, welches damals die meisten Flutopfer zu verzeichnen hatte. Die Sperrmauer wurde noch im selben Jahr von der Organisation Todt mit Hilfe von 2.000 Zwangsarbeitern in nur vier Monaten wiederaufgebaut. Die Organisation Todt war damals die einzige nicht militärische Organisation, die direkt Hitler unterstellt war. Um die Niederlage bzw. den herben Schlag für das Nazi-Regime wettzumachen, legte Hitler großen Wert auf den schnellen Wiederaufbau der deutschen Staumauern. Eine Gedenktafel in einem Turmhäuschen der Sperrmauer erinnert heute an die Zwangsarbeiter.

In den Jahren 1991 bis 1994 wurde die Edertalsperre aufwändig renoviert, den neuen Sicherheitsstandards angepasst und so für die nächsten 80 bis 100 Jahre fit gemacht. Nach der umfangreichen Sanierung wurde die Staumauer 1994 im Rahmen ihrer 80-jährigen Jubiläumsfeier eingeweiht.

Technische Daten der Edertalsperre:

  • Höhe: ca. 47 m
  • Sohlenlänge: ca. 270 m
  • Sohlenbreite: ca. 36 m
  • Kronenlänge: ca. 400 m
  • Kronenbreite: ca. 6 m
  • Breite: ca. 175 m bis 1 km
  • Länge Staubecken: ca. 27 km
  • Wassertiefe: bis 42 m
  • Stauraum min.: 20 Mio m³
  • Stauraum max.: 200 Mio m³

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